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Die Temperatur

Dieses lateinische Wort stammt von temperatura = gehörige Mischung. Es meint im musikalischen Zusammenhang die temperierte Stimmung. Das Bedürfnis, auf Tasten- und Lauteninstrumenten mehr als nur eine Tonart einigermaßen erträglich wiedergeben zu können, hat seit dem 12. - 14. Jahrhundert (Musica ficta, Bartholomeo de Ramis) eine andre stimmung verlangt, die dann im 16. Jahrhundert zu Experimenten führte, die wichtigsten Intervalle etwas unrein (im Vgl. zu der reinen harmonischen diatonischen Stimmung), aber für alle gleich zu stimmen. In der mitteltönigen Temperatur von Arnold Schlick wird das syntonische Komma (auch didymisches Komma genannt), was der Unterschied zwischen dem großen und dem kleinen Ganzton ist (21,5 Cent oder 81/80), über die Quinten des Quintenzirkels so verteilt, daß jede Quinte um 1/4 syntonisches Komma zu klein ist, wobei als kaum brauchbares Intervall die Wolfsquinte entsteht (as-es ; cis-gis). Später folgten A. Werckmeister (1645-1706), Neidhardt (1732) mit ihren ungleich-schwebenden Temperaturen.

Erst im 18. Jahrhundert hat sich dan die heute gebräuchliche gleichschwebend temperierte Stimmung durchgesetzt (Mersenne berechnete sie längst zuvor) , die auf einer physikalisch gleichmäßigen Teilung der reinen Oktave in 12 Teile beruht (Halbtonschritt = 12. Wurzel aus 2 = 1,0595 = ca. 349/330 oder ca. 524/494). In dieser Stimmung ist die Abweichung der Intervalle von den harmonisch diatonisch reinen Intervallen so gering, daß man sich daran gewöhnt hat, sie nicht mehr zu hören. Dies ist eine hörpsychologisch interessante atsache, die bis heute von vielen Musikphilosophen und -psychologen ungern akzeptiert wird (Naturklangtheorien). Auf gleichschwebend- (auch wohltemperiert genannt) gestimmnten Instrumenten lassen sich alle Tonarten spielen, beliebige Modulationen und enharmonische Verwechslungen ausführen, und das moderne Ohr findet solches erträglich. (Hierzu ein Verweis auf das Programm TTMusik.)

Johann Sebastian Bachs Komposition "Das wohltemperierte Klavier", 1722-1744 und J. K. Ferdinand Fischers Präludien (1715) haben dies mit musikalischen Mitteln bewiesen. Der Kampf um die rechte Stimmung tobte aber noch bis zu Beethovens Zeiten weiter.

Bei der Normierung des Tons a1 auf die Frequenz 440Hz haben die Töne der gleichschwebend temperierten C-Dur-Tonleiter folgende Frequenzen [Hz]:

262=c1 ; 294=d1 ; 330=e1 ; 349=f1 ; 392=g1 ; 440=a1 ; 494=h1 ; 524=c2

In einigen außereuropäischen Kulturen hat man weitere temperierte ysteme verwendet, die nicht von unserer Zwölfteilung ausgehen. Synthesizer lassen sich ebenfalls auf beliebige Systeme einstellen (pitch-stretch). Zugleich zeigt die moderne elektronische Klangerzeugungstechnik, daß die absolut exakt gleichschwebend temperierte Stimmung matt (in den Tiefen zu hoch, in den Höhen zu tief) wirken. Die gleichschwebend temperierte Stimmung also wird in der Praxis vermieden. Untersuchungen zeigen zudem, daß Musiker selbst dann, wenn die gleichschw. temp. Stimmung wie bei der Zwölftonmusik gefordert ist, dazu tendieren, diese anders zu singen!

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