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Nach dem Artikel über den tuvinischen Obertongesang kommen wir nun zurück zu den Vokalen und deren Synthetisierung. Wer allerdings immer noch mehr über Obertongesang wissen will, der sei hier schon auf den Artikel von Markus Riccabona verwiesen.

3. Die Synthese von Vokalen und das Vokaldreieck

Schon Helmholtz versuchte die Vokale aus den durch die Analyse erkannten Klangteilen mithilfe der Resonatoren künstlich zusammenzusetzen, aber erst Stumpf hatte damit wirkliche Erfolge. Heute ist Sprachsynthese mittels Computertechnologie weit vorangeschritten.


Stumpf hingegen benutzte 28 Labialpfeifen, die in Zimmer 1 untergebracht waren. Von jeder Labialpfeife ging eine Röhrenleitung durch Zimmer 2, wo in jedem Einzelfall eine Interferenz-Einrichtung eingeschaltet war, sodaß jeder Ton vollkommen obertonfrei zu machen und in Zimmer 3 als reiner Sinuston zu hören war. Vor der gemeinsamen Einmündung der 28 Leitungen war je ein Schlauchstück eingeschaltet, das durch Klemmen zusammendrückbar war, sodaß die Intensität gedrosselt werden konnte. Mit diesem Apparat waren nun die verschiedensten Klangfarben zusammenstellbar. Die Synthese der Vokale gelang so vollkommen, daß natürliche von synthetischen nicht mehr unterschieden werden konnten.
In entsprechender Art gelang es Stumpf auch, die Klangfarben der Flöte und Trompete nachzuahmen.
Da der Sprachlaut im Grunde nichts anderes ist, als ein von Geräuschen überdeckter Ton, ist man heute in der Lage, die musikalischen Grundlagen sowohl der Einzelstimme, alsauch der Sprachen als solcher zu erfassen. In Klangkurven lassen sich die Unterschiede etwa des Deutschen, Französischen, Italienischen und sogar der einzelnen Mundarten präzise analysieren.
Die Grundlagen der menschlichen Sprachen bilden die Selbstlaute (Vokale) und Mitlaute (Konsonanten). Die Vokale stehen den musikalischen Klängen näher. U ist der tiefste Vokal, I der höchste, in der Mitte steht A. Diese urtümlichen drei Vokale dürften den Urbestand an Vokalen der Frühzeiten ausgemacht haben (Sanskrit, Sumerisch, Ursemitisch usw.). Durch Brechung des I und des A entstand das E, durch Brechung des I und U das Ü, durch Brechung des A und U das O. Das sogenannte "Vokaldreieck" (eine vereinfachte Form des Vokalvierecks) vermittelt eine Übersicht über die wichtigsten Vokale (ohne Einbeziehung der durch Mitwirkung des Nasen- Luftstromes in vielen Sprachen, - in Europa z. B. im Französischen, Portugisischen und Polnischen - vorkommenden Nasalvokale) und ist mit Anklingern der Reihen [M] U-I, [N] O-Ö-I und [NG] A-I für Obertongesang versehen.
Abbildung:


Mit dieser stark musikalischen Grundlage der Vokale hängt wohl ihre relativ leichte Umwandelbarkeit im Vergleich mit den viel beständigeren Konsonanten zusammen. (Vergleiche in der indogermanischen Sprachfamilie das Wurzelwort "Mutter": Sanskrit: mitar, grichisch: meter, lateinisch: mater, althochdeutsch: muotar usw.). Das Sprachgerüst dieses Ausdrucks ist die Wurzel mtr, die Ausfüllung durch Vokale wechselt. Vergleiche auch den deutschen Umlaut, die ungarische "Vokalharmonie" , die auffallende Verwendung der Vokaländerung in den semitischen Sprachen usw. in Bezug auf das eben gesagte. Solange innerhalb der Sprachen, die feststehende Vokalisation aufweisen nur Vokale verändert werden, handelt es sich eher um Mundarten. Erst die Wandlung der Konsonanten bedeutet meist den Übergang zu einer anderen Sprache, wobei vielleicht auch hier Übergänge oder Verwandschaften bestehen.
Auf die Vielfalt und Eigenarten der vielen Sprachlaute einzugehen ist im Bereich der Phonetik tragendes Element.

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